"Ich will die Menschen Unterhalten"
Das Interview führte David Thomsen.
Es ist Mittwochnachmittag im Café Blum am Lillemark Boulevard in der Frederikshavner Innenstadt. An den Tischen sitzen die unterschiedlichsten Menschen und unterhalten sich angeregt, lesen Zeitung oder spielen mit ihrem Handy. Ich sitze allein an meinem Tisch und schaue immer wieder zur Tür. Meine Gesprächspartnerin scheint sich zu verspäten. Doch gerade in dem Moment öffnet sich die Tür und einer strahlenden Erscheinung gleich betritt sie das Café. Sie lächelt als sie auf mich zukommt. Die neugierigen, verstohlenen Blicke der anderen Gäste scheint sie dabei nicht zu bemerken.
Linda Bergström ist 28 Jahre alt, Ehefrau, Mutter eines einjährigen Sohnes und Schauspielerin. Zur Schauspielerei fand sie eher durch Zufall. Doch kaum hatte sie die Bretter der Bühne betreten, ließen sie sie nicht mehr los.
Je älter ich wurde, desto professioneller habe ich die Schauspielerei betrieben. Ich hab an Vorsprechen teilgenommen, habe Workshops und Feriencamps besucht. Dann habe ich Theaterwissenschaften und Schauspiel studiert. Der große Durchbruch gelang ihr vor zwei Jahren mit der Fernsehserie „St. Olaf Politi“. Ab diesem Zeitpunkt wollte der Rummel um ihre Person kein Ende mehr nehmen. Ein Interviewtermin jagte den nächsten. Sie war auf unzähligen Magazincovers abgebildet und bei den Autogrammstunden konnte sie sich vor lauter Andrang kaum retten.
Dann kam der Bruch durch die Entführung von Linda Bergström durch eine geistig verwirrte Frau und es wurde ruhig um die so lebenslustige, junge Frau. Sie konzentrierte sich in dieser Zeit ganz auf ihre Familie, die sie unter keinen Umständen missen möchte.
Ich liebe die Arbeit auf der Bühne, vor der Kamera. Doch ich habe auch ein wunderschönes Langzeitprojekt zuhause. Mein Mann Frederick unterstützt mich bei allem, unsere Familien stehen hinter uns. Da lässt sich vieles regeln. Dennoch muss ich sagen, eine Familie zu haben, ein Kind zu haben, verändert enorm die eigene Ansicht von den Dingen und vom Leben. Man setzt die Prioritäten ganz neu und die liegen bei mir nun ganz klar bei der Familie. Doch die Familie ist nur ein Teil meines Lebens, ich brauche die Arbeit ebenso.“
Mit dem Bühnenstück „Ein Sommernachtstraum“ kehrte Linda Bergström diesen Sommer auf die Bühne zurück. Sie spielte die Rolle der Hermia, ihre Lieblingsrolle, wie sie erzählt. Die Nachrichte über ihre Rückkehr in die Welt des Films und Theaters verbreitete sich schnell und auch wenn es bislang noch keine konkreten Theater- oder Filmprojekte für Linda Bergström gibt, so hat sie dennoch beide Hände voll zu tun. Die Firma LiMa-Kosmetik konnte sie für Werbeaufnahmen für ihre Produkte gewinnen und so schaut uns Linda Bergström seit kurzem wieder von den Plakatwänden der Stadt entgegen.
Es ist zwar etwas Anderes vor der Fotokamera zu stehen als vor einer Filmkamera oder gar auf der Bühne. Dennoch schlüpft man in eine Rolle und spielt diese vor der Kamera aus. Ich habe viel Spaß dabei.
Die Schauspielerei übt auch deshalb einen so großen Reiz auf Linda Bergström aus, weil sie ihr erlaubt eine Vielseitigkeit zu leben, die sonst nicht möglich wäre. Von daher will sie sich auch gar nicht auf ein bestimmtes Genre festlegen.
Lieber will ich mein Schauspieltalent voll ausreizen und dabei Neues dazu lernen in dem ich eben Neues ausprobiere. Wenn sie nun eine neue Rolle spielen muss, dann ist das mit sehr viel Vorbereitungsarbeit und Recherche verbunden.
Ich arbeite mit den Skripten, mache mir Notizen dazu, rede mit den Autoren. Ich überlege mir wie die Figur in den Situationen empfinden soll, wie ich das dann umsetze, probiere das dann auch gerne aus. Je komplexer die Figur ist oder je ungewöhnlicher gewisse Eigenschaften sind, desto mehr muss ich natürlich recherchieren. Sagen wir zum Beispiel, ich müsste eine Blinde spielen. Ich würde mir die Augen verbinden und versuchen meinen Alltag so zu meistern. Doch trotz allem Neuen steckt auch sehr viel von Linda selbst in ihren Rollen.
Ich kann mich gut in Lebenssituationen meiner Rollen hineinversetzen und kann dabei zum Beispiel wunderbar mitleiden. erzählt sie mit einem Augenzwinkern. Eine konkrete Rolle, die sie im Moment sehr reizen würde, wäre die weibliche Hauptrolle aus Andersons Thriller „Das Urteil“, der bald schon verfilmt werden soll.
Eine Frau, die hin und her gerissen ist, zu ihrem Mann zu halten oder dem leisen Zweifel nachzugeben, er könnte schuldig sein. Eine hochemotionale Rolle. Ob sie diese Rolle bekommen wird, wird sich allerspätestens beim Casting entscheiden. Ihre Fans, die sie alle sehr gerne wieder im Fernsehen oder gar einmal auf der Leindwand sehen wollen, werden ihr dabei sicher alle die Daumen drücken.
Die Fans, die Zuschauerinnen und Zuschauer im Theater, sind es auch die eine wesentliche Antriebskraft für Linda Bergström sind, um auf die Bühne zu gehen.
Menschen, die ein Theaterstück besuchen, wollen für ein paar Stunden ihre Sorgen und den Alltag vergessen. Und genau das möchte ich ihnen bieten: ein paar Stunden unbeschwerte Zeit.
Die Kaffeetassen sind mittlerweile geleert. Die letzten Krümel auf den Kuchentellern zusammen geputzt. Mit einem festen Händedruck verabschiedet sich Linda Bergström von mir.
Sie verlässt das Café so, wie sie gekommen ist: eine Erscheinung.